Der Placebo-Effekt basiert auf der positiven Reaktion des Körpers auf eine neutrale Substanz, die vom Patienten als Arzneimittel angenommen wird. Da die behandelte Person von der Wirksamkeit des eingenommenen Arzneimittels oder des verwendeten Behandlungsverfahrens überzeugt ist, nimmt sie positive Auswirkungen wahr, obwohl sie ein neutrales Mittel eingenommen hat oder die durchgeführte Behandlung nichts mit ihren Beschwerden zu tun hatte. Zum Beispiel nimmt der Patient Zuckertabletten, in voller Überzeugung, dass dies ein Heilmittel für seinen Zustand ist. Der Glaube an die Wirksamkeit des Präparats kann so stark sein, dass seine Psyche den Körper mobilisiert, die Krankheit zu bekämpfen, obwohl er keine medizinischen Substanzen einnimmt. Der Placebo-Effekt ist ein weit verbreitetes Phänomen, bekannt, seit es die Medizin gibt, und im Wesentlichen für uns von Vorteil.
Nocere, also schaden
Seit einiger Zeit untersuchen Wissenschaftler den gegenteiligen Effekt von Placebo. Der Begriff - Nocebo - stammt aus dem Lateinischen und bedeutet "Ich schade". Der Nocebo-Effekt folgt aus der Überzeugung des Patienten, dass die Therapie bei ihm nicht anschlägt. Darüber hinaus überzeugt er sich selbst davon, dass die Behandlung seinem Körper schadet. Infolgedessen verschlechtert sich der Zustand dieser Person, anstatt sich zu verbessern, obwohl es dafür keine medizinischen Voraussetzungen gibt. Es kann sein, dass wenn wir vor etwas starke Angst haben, beispielsweise vor den Nebenwirkungen eines Arzneimittels, werden wir diese auch sofort bei sich beobachten können. Selbstverständlich muss hier unterschieden werden zwischen einer tatsächlich auftretenden negativen Arzneimittelnebenwirkung und einer durch eine falsche Überzeugung verursachten Funktionsstörung.
Der Nocebo-Effekt kann ebenso wie der Placebo-Effekt auf die Wirkung des Unterbewusstseins zurückgeführt werden.
An Krebs zu sterben, ohne ihn überhaupt zu haben - ist das ein medizinisches Thrillerszenario? Nein. Die Medizin kennt solche Fälle. Es reicht aus, eine tiefe Überzeugung zu haben, dass Sie krank sind und mit dieser Überzeugung ihr Unterbewusstsein zu „füttern“.
Nebenwirkungen
Es sind Fälle vom Nocebo-Effekt bekannt, nachdem der Patient über die möglichen Nebenwirkungen des eingenommenen Arzneimittels informiert wurde. Manchmal reicht es aus, die mit dem Arzneimittel gelieferte Packungsbeilage eingehend zu studieren, um die darin genannten Nebenwirkungen auf einmal bei sich zu spüren. Oft orientieren sich Patienten auch an dem, was sie von ihren Ärzten hören. Medizinische Studien, die von amerikanischen Ärzten veröffentlicht wurden, beschreiben zwei Entdeckungen aus dem Jahr 1980 über den Nocebo-Effekt.
Eine große Entdeckung waren die Ergebnisse der Studie zum Thema der Auswirkungen von Aspirin und einem anderen Antikoagulans bei Patienten mit Herzerkrankungen. Drei medizinische Einrichtungen nahmen an der Studie teil. In zwei davon sprach man die Patienten darauf an, dass Aspirin eine negative Magen-Darm-Reaktion verursachen könnte. In der dritten Einrichtung wurde diese Information den Patienten nicht mitgeteilt. Was war das Erstaunen der Ärzte, als sich herausstellte, dass Patienten, die über mögliche Nebenwirkungen Bescheid wussten, dreimal häufiger über Magenprobleme berichteten als Patienten, die nicht davor gewarnt wurden. Interessanterweise zeigten die Untersuchungen der Teilnehmer keine signifikanten Unterschiede in der Funktion ihres Verdauungssystems.
Die zweite Studie war ein medizinisches Standardexperiment, das durchgeführt wurde, um den Nocebo-Effekt zu beobachten. Die Gruppe der daran teilnehmenden Studenten wurde über den Ablauf des Experiments informiert. Den Studenten wurde mitgeteilt, sie seien einem geringen Stromimpuls ausgesetzt. Ihnen wurde gesagt, dass als Nebenwirkung Kopfschmerzen auftreten könnten. Am Ende des Experiments klagten zwei Drittel der Schüler über mehr oder weniger starke Kopfschmerzen. Dies war auch zu erwarten, wenn sie angeblich einem leichten Stromschlag ausgesetzt wurden. Der Knackpunkt war aber der, dass sie es gar nicht gewesen waren.
Tod aus Überzeugung
Die Folgen des Nocebo- Effekts können dramatisch sein. Die Forscher beschreiben Fälle, in welchen bei Menschen irrtümlicherweise eine unheilbare Krankheit wie Krebs diagnostiziert wurde. Die Ärzte informierten die Patienten darüber, wie weil Zeit ihnen noch übriggeblieben ist. Somit erfüllten sie ihre medizinische Pflicht. Sie wollten diesen Menschen ermöglichen, noch die letzten Dinge zu erledigen, ein Testament anzufertigen und dergleichen. Es ist kaum zu glauben, aber die Patienten starben genau am Ende der Prognosezeit. Die Obduktionen ergaben jedoch keine Krankheiten. Sie waren vollkommen gesund. Warum sind sie gestorben?
Das Unterbewusst hört uns zu
Diese Menschen glaubten so sehr, dass sie todkrank waren, dass sie in den Krankheitsmodus übergingen, der tatsächlich nicht vorlag. Sie wurden krank, jedoch in ihren Gedanken. Sie konzentrierten sich ganz darauf zu denken, dass sie an einer unheilbaren Krankheit sterben würden. Sie haben damit eine solche Nachricht an ihr Unterbewusstsein gesendet, und das lässt sich nicht so leicht täuschen.
Das Unterbewusstsein ist Teil unserer Psyche, deren Kraft wir uns nicht bewusst sind. Alles, was wir jemals gesehen und gehört haben, ist darin aufgezeichnet. Es kennt keine Einschränkung von Zeit oder Raum. Wenn wir uns etwas vorstellen, erkennt das Unterbewusstsein es als real. Wenn wir uns sehr auf einen Gedanken konzentrieren und dieser von starken Emotionen begleitet wird, erkennt das Unterbewusstsein, dass dies ein äußerst wichtiges Thema für uns ist. Und es bemüht sich sicherzustellen, dass es nicht an einem Auslöser für diese Gedanken mangelt.
Die Macht der Emotionen
Aber wollten diese angeblich kranken Patienten sterben? Sicherlich nicht. Wir müssen uns jedoch daran erinnern, dass das Unterbewusstsein nicht auf Logik basiert. Emotionen sind die treibende Kraft hinter ihren Handlungen. Stellen Sie sich vor, jemand findet heraus, dass er Krebs hat. Anstatt darüber nachzudenken, was getan werden kann, um die Lage zu verbessern, haben die meisten Menschen in dieser Situation negative Assoziationen mit Krebs. Sie sind überwältigt von starker Angst und negativen Emotionen. Sie konzentrieren sich auf die Krankheit. Infolgedessen erkennt das Unterbewusstsein, dass der Zustand für den Menschen sehr wichtig ist, und zielt darauf ab, ihn zu enfalten.
Wir sind sicher, dass die meisten der gemeldeten Nocebo-Fälle das Ergebnis dieses mentalen Mechanismus sind. Daher betonen wir bei der Arbeit mit Patienten immer, dass sie sich an die Kraft des Unterbewusstseins erinnern müssen - dass es bei richtiger Steuerung zur Selbstheilung beitragen kann. Wenn wir unsere Gedanken jedoch auf die falschen Dinge, Bilder und Objekte konzentrieren, kann das Unterbewusstsein für uns schädlich sein.